Ebenso wie das Lesen ist auch das Schreiben ein anfänglich mühsamer Prozess. So gliedern Kinder zunächst das zu schreibende Wort im Kopf in einzelne Laute und schreiben die zugehörigen Buchstaben anschließend auf. Diese anfängliche Strategie des Schreibens nennt man alphabetische Strategie.
Bei lautgetreuen Wörtern (Wörter, die man so schreibt, wie man sie spricht: z.B. Haus, Bus, Raum etc.) führt die alphabetische Strategie zum richtigen Ergebnis. Bei nicht lautgetreuen Wörtern (z.B. Mann, Räume, Stuhl etc.) führt sie jedoch zu falschen Ergebnissen (Man, Reume, Schtul). Außerdem nimmt diese Vorgehensweise sehr viel Zeit in Anspruch.
In der Schule lernen Kindern systematisch Rechtschreibregeln (orthographische Strategie). So lernen die Kinder im Laufe der Zeit, dass man Namen und Nomen sowie am Satzanfang großschreibt. Auch Regeln wie die Verdopplung von Konsonanten (z.B. Zimmer, Tasse, kommen) oder die Verschriftlichung eines langen <i> als <ie> (z.B. Liebe, Biene, Riese) bereiten den meisten Kindern keine Schwierigkeiten. Beim Schreiben von Fremdwörtern (z.B. Jeans, Computer, Clown) helfen auch Rechtschreibregeln nicht weiter. Die Schreibweise dieser Wörter muss auswendig gelernt werden.
Das Schreiben aller Wörter nach Rechtschreibregeln dauert sehr lange. Erfahrene Schreiber können häufig die Rechtschreibregeln, welche die Schreibweise begründen nicht benennen, obwohl sie die Wörter korrekt schreiben (z.B. Mehl mit ‚h‘). Sie haben beim Schreiben das Schriftbild des Wortes ‚vor ihrem inneren Auge‘. Auf die gleiche Weise können diese auch falsch geschriebene Wörter identifizieren, ohne direkt den Fehler benennen zu können. Um den Fehler zu finden, schreiben sich viele dann unterschiedliche, mögliche Schreibvarianten eines Wortes auf und wählen diejenige aus, die ihnen am vertrautesten erscheint.
Auch beim Erlernen des Schreibens gehen Kinder in der Regel mit zunehmender Schreiberfahrung automatisch und schrittweise von der alphabetischen Strategie zur orthographischen Strategie über.